Vorwort
Fachhochschulrat

Jürgen Oelkers – Farewell

Bob Dylan empfiehlt in «Don’t Think Twice, It’s Alright» statt Good Bye Farewell zu sagen, wenn man Abschied nehmen muss. «Good Bye» zielt auf Rückkehr, «Farewell» meint einfach «Lebewohl», also weiterhin wohl leben, für beide Seiten, nur anders als bisher. Man soll nicht zweimal denken, es ist schon in Ordnung. Allerdings geht es mir nicht, wie Bob D., um das Ende einer Affäre, sondern um den Abschied von einem Amt.

Am 31. Dezember 2022 endete meine Zeit im Fachhochschulrat des Kantons Zürich, in dem ich viele Jahre als Referent für die Belange der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) tätig war. Lucien Criblez und Katrin Kraus sind als mein Nachfolger und meine Nachfolgerin gewählt, sie werden mit grossem Wohlwollen begrüsst und sicher andere und neue Akzente setzen. Und wie sagt Bob Dylan so schön: «Tomorrow is a Long Time.»

Vor dem Farewell bin ich gefragt worden: «Was waren die Höhepunkte in den letzten Jahren deiner Tätigkeit?» Nun, man weiss aus der Didaktik, eher sollten Prozesse und Ergebnisse angeschaut werden. Und dann sehe ich die professionelle Entwicklung, das stete Wachstum und die zunehmende Akzeptanz der Hochschule, die ich seit ihrer Gründung und so von Anfang an begleiten durfte.

Aber einzelne Höhepunkte und Herausforderungen gab es natürlich auch: Die Wahl der jetzigen Hochschulleitung, der Prozess der Akkreditierung mit Vor- und Nachbereitung, in jedem Jahr die Hochschultage, die Veränderungen im Curriculum, am Ende sogar noch ein neuer Studiengang und nicht zuletzt die Handhabung der Corona-Krise. Sie hat die öffentliche Schule ebenso gestärkt wie die Ausbildung.

In der Öffent­lichkeit und bei den Studierenden hat sich die PHZH als Experten­organisation bestens bewährt.

Der politische Streit um die wissenschaftliche Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist ein paarmal aufgeflammt. Aber in der Öffentlichkeit und bei den Studierenden hat sich die PHZH als Expertenorganisation bestens bewährt. Die «Akademisierung», will ich sagen, war kein Fehlentscheid, sondern gerade die grosse Aufbauchance.

Im Amt habe ich gelernt, was man in der akademischen Welt allein nicht lernen kann, und Einsichten jenseits der Universität gewonnen, die ich nicht missen möchte und die mich geprägt haben. Es geht um die Erfahrung von Verwaltung und Politik, die Eigenlogik von Ausbildungsinstitutionen und nicht zuletzt die Leitung und Gestaltung einer grossen Organisation. «Academia» war für mich daher nie ein Luhmann’sches selbstreferentielles System oder neudeutsch eine «bubble».

Mit meiner künftigen Arbeit kehre ich einerseits zurück an den Schreibtisch, also zu Buchprojekten und Vorträgen, die mit Themen zu tun haben, die ich mir erst im Alter zutraue. Andererseits kann ich als Grossvater auch weiterhin und in einer anderen Rolle am pädagogischen Leben teilnehmen. Das ist für mich und meine Frau ein grosses Glück.  

Zuletzt: Meinem Nachfolger und meiner Nachfolgerin wünsche ich spannende Aufgaben und viel Erfolg in ihrem neuen Amt.

Prof. em. Dr., Dr. h. c. Jürgen Oelkers
Fachhochschulrat, 9. Januar 2023